Gute und schlechte Visualisierungen

Seit ein paar Tagen geht eine Serie von Infografiken durchs Netz, die offenbar jede Menge Design-Awards gewonnen hat, und ich muss mich fragen: Warum eigentlich? (Hat sie das ueberhaupt?) Im Wesentlichen soll dargestellt werden, wie die Welt aussaehe, wenn man die komplette Weltbevoelkerung mit 100 Personen repraesentieren wuerde. Das ist eigentlich ganz nett, und der Vergleich ist schoen — man moege das aber richtig machen.

Snopes.com beschaeftigte sich bereits ausfuehrlich mit der E-Mail-Variante der 100-Personen-Reduktion und stellt richtigerweise fest, dass die dargestellten Begrifflichkeiten teilweise sehr schwammig sind: Ab wann ist jemand „weiss“, ab wann „nicht-weiss“? Kann man die gesamte Bevoelkerung einfach auf hetero- und homosexuelle Menschen herunterbrechen? Wo sind die B und T aus LGBT?

Davon einmal abgesehen, finde ich die Visualisierung der Zahlen (woher auch immer sie kommen) an sich alles andere als preiswuerdig. Schauen wir uns beispielsweise den Energieverbrauch an:

Kann man die Werte aufgrund der Grafik tatsaechlich in Relation setzen? Ausfuehrlich ohne die Beschriftung (die ich hier fieserweise mal wegeditiert habe)? Nicht wirklich, die Form ist zwar huebsch anzusehen, an sich aber ueberhaupt nicht interpretierbar. Insbesondere, weil die Beschriftung von 76% und 24% spricht — eine kurz ueberschlagene Pixelzaehlung aber ganz andere Zahlen ergibt.

Richtig abstrus wird es dann aber bei manchen anderen Darstellungen:

Hae? Wie viele Leute haben denn nun keinen Zugang zu sauberem Wasser? Nur die, die durch den sichtbaren Teil der Wolke repraesentiert werden? Oder geht die Wolke (so wie Wolken das oft tun) perspektivisch hinter der „sauberen“ Wolke weiter? Was soll das?

Ernsthaft? Come on…

Gut, das hat Unterhaltungswert. Wer sich ernsthaft mit (tatsaechlich praktischen) Informationsvisualisierungen beschaeftigen moechte, kann die Standardwerke von Edward Tufte, naemlich „The Visual Display of Quantitative Information“ und „Envisioning Information“ (Amazon-Referrerlinks) lesen und bekommt dort auch die genaue Erklaerung, warum Visualisierungen wie die von Ng als eigentliche Visualisierung (d.h. auch ohne Legende) eigentlich nichts taugen.

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