Die Karrierestudenten

Das Interessante am Ausseneinsatz auf Bildungs- und Abiturmessen ist ja, irgendwie seinem juengeren Selbst zu begegnen: Gerade in den letzten Zuegen der Schul(aus)bildung und in der Regel vollkommen planlos, was sie eigentlich spaeter machen sollen. Und die Antwort, dass man mit einem Unistudium hinterher „eigentlich alles, was man will“ machen kann, stellt nur wenige zufrieden — auch wenn es eigentlich die einzig richtige Antwort ist.

Manche wollen aber moeglichst gleich eine Vollorientierung haben: Fuenf Semester dieses, dann ein wenig davon, und hinterher ist man $definierte_Berufsbezeichnung mit einem jaehrlichen Gehalt $x. Das klappt halt nicht. Uni ist Selbstfindung, und was man nach fuenf Jahren Studium kennen gelernt und fuer sich entdeckt hat, kann man als Abiturient ganz einfach nicht abschaetzen. Klingt vielleicht hochspurig, ist aber nicht so gemeint. Und es haelt nicht alle davon ab, sich tatsaechlich erst einmal einen Karriereplan zurechtzuzimmern, um am Ende $x nach oben hin zu maximieren:

„Ich ziehe durch, was ich mir vorgenommen habe, ich will mein Leben nicht verbummeln“ – Anna-Lena ist eine Vertreterin der Generation Lebenslauf, die kühlen Blicks das Drauflosstudieren entsorgt hat und allzeit bereit ist zu harter Arbeit, sofern es reinpasst ins Karrieredesign. Nüchtern bis zur Selbstaufgabe planen sie das eigene Fortkommen. Als ideologiefreie „Ego-Taktiker“, die ihr Leben als Managementaufgabe begreifen, beschreibt sie Klaus Hurrelmann, Leiter der Shell-Studie. „Zielorientiert“ nennt die Studie das – und untertreibt noch. Es sind Ultra-Pragmatiker, die knallharte Kosten-Nutzen-Rechnungen aufstellen auf dem Weg nach oben.

(„Studenten im Optimierungswahn“, Spiegel Online)

Der Artikel geht dann noch ein wenig weiter, um natuerlich irgendwann versoehnlich damit zu enden, dass die krummen Wege manchmal die besseren seien, und die durchgestylten Studierenden ein wenig bloed dastehen zu lassen. Vielleicht ist das ja auch von so einem ehemaligen Langzeitstudenten geschrieben wollen.

Das aendert aber nichts daran, dass mich manche der Karriereabiturienten auf den Messen schon ein wenig schaudern lassen.

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