xkcd: Facebook (cc-by Randall Munroe)
Wer auf WG-Suche ist, der facebookt Leute. So ist das heutzutage. Gleich vier meiner KollegInnen waren die letzten Wochen auf der Suche nach einer neuen Bleibe, und irgendwie bin ich dann auch mit MonSi auf die Facebook-Angelegenheit gekommen. Erste Schlussfolgerung: Wer ein weitgehend nicht-oeffentliches Profil dort hat — wird uninteressant. Weitere Idee war dann, einmal zu evaluieren zu versuchen, mit welchen Profilinhalten man die besten Chancen auf Akzeptanz bei potenziellen neuen Mitbewohnern hat.
MonSis Gegenargument war aber gleichermassen bestechend wie simpel: Er hat auf seinem Profil das abgebildet, was er fuer eine halbwegs akkurate Repraesentation seiner selbst haelt — wuerde er sich irgendwie virtuell mainstreamen, haette er vielleicht bessere Chancen auf eine WG, aber mit dem Risiko, nicht die passende zu finden.
Das ist natuerlich ein gefundenes Fressen fuer Datenschutzideologen. Am besten gar nicht erst bei Facebook angemeldet sein, hoert man von denen, keine Daten anvertrauen, und vor allem nicht veroeffentlichen. Aber ist das so? @fasel hat mich heute auf einen Artikel bei The Gay Bar gestossen, der die Privatsphaerendebatte einmal von der Datenfrage zu loesen versucht. Der Tenor bei den Schreckensvisionen laeuft ja oft auf die Nummer mit den Besoffenenbildern hinaus, die einem dann $irgendwann auf $schrecklicheWeise $irgendwo schaden koennen. Die Konsequenz fuer die Datenschuetzer: Solche Bilder fuer sich bewahren und niemals nie verbreiten. Was aber heisst das?
Traditional privacy people tell him to keep the picture secret because he might make a bad impression on future or current employers. Secrecy ensures that society or certain social entities will not punish him for his behavior. Is that really what we care about?
Isn’t it true that his interest is just to live his life exactly the way he wants to live it? Maybe he wants to go out drinking every once in a while, maybe he also has weird political ideas that mainstream society does not want to accept or his sexuality is not what the mainstream likes. The point is that his ultimate goal is not about who knows what about him, his goal is just to be happy and be the person he wants to be.
Und dann sitze ich da als Spackeria-Interessierter und muss mir von einem extrem auf die Datensicherheit seiner IT-Systeme fixierten Kollegen erklaeren lassen, dass er sein Facebook-Profil mit genau seiner Lieblingsmusik und genau seinen Lieblingsfilmen auch fuer Nicht-Freunde so einsehbar hat, damit er beispielsweise auch gerade an die WG geraet, in die er passt.
Und dann ergibt dieses diffuse Spackeria-Konzept, das man sowieso nicht klar fassen kann, auf einmal auch einen Sinn: Aspekte seiner digitalen Repraesentation nicht geheim halten zu muessen, weil man auch keine Verfolgung oder Ausgrenzung ihretwegen fuerchten muss — das ist Freiheit.