Archiv für den Monat: Februar 2010

Die Qual der Wahl

Morgen ist Buergermeisterwahl in Altenstadt — vier Jahre zu frueh, eigentlich, nachdem der langjaehrige Amtsinhaber Gustav Schloegel im vergangenen Herbst nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben war. Die Rathausfraktionen aus CSU, SPD und Freien Waehlern waren sich ungewohnt einig bei der Nominierung eines Nachfolgekandidaten: Wolfgang Hoess soll es werden, der bislang in der kommunalen Verwaltung taetig war.

So viel Einigkeit warf natuerlich Fragen auf: Ein Wunschkandidat aller Fraktionen? Ob man da nur einen wohlgesonnenen „Abnicker“ haben wolle, der auch ja den Zielen der altgedienten Marktraete nicht im Weg stehen wuerde? Bald wurde ein Einzelhaendler aus dem Ort als Gegenkandidat ins Spiel gebracht — der aber noch auf der potentiellen Nominierungsversammlung das Handtuch warf.

Auf derselben Veranstaltung fiel dann auch kurz darauf ein weiterer Name: Norbert Baumgaertner, der in Altenstadt als Versteigerer ansaessig ist und zu den groessten Gewerbesteuerzahlern gehoert (oder sogar der groesste? Ich weiss es nicht.) Der fuehlte sich aber erst einmal ueberrumpelt und lehnte ab — die Nominierungsfrist verstrich, und so wird nur Hoess auf dem Stimmzettel stehen.

Das bayerische Kommunalwahlrecht kennt hier aber eine Besonderheit: Falls nur ein Kandidat fuer das Buergermeisteramt auf dem Stimmzettel steht, kann der Waehler eine beliebige andere Person haendisch eintragen. Und so wurde Baumgaertner von diversen anderen Buergern bedraengt, er moege doch auch offiziell seinen Hut in den Ring werfen — was dieser schlussendlich auch tat. In einem ruehrigen „Forum“, dessen Betreiber nur halbherzig ihre Wunschpraeferenz kaschieren, kommt sowohl der inoffizielle Kandidat als auch — per Karikatur — der vermutete Buergerwille zur Sprache. Die Wahl wird morgen wohl fuer Hoess ausfallen, interessant wird es aber allemal werden.

Interessant am Rande: Die Illertisser Zeitung wollte Baumgaertner gar nicht erst interviewen. Das naehrt natuerlich die oben genannten „Filzmunkeleien“ nur weiter. Und noch eins am Rande: Den von Baumgaertner genannten Vorgang auf der Raiffeisen-Mitgliederversammlung habe ich ebenfalls mitbekommen, und mich haetten die von ihm gestellten Fragen ebenfalls interessiert. Ich fuehle mich versucht, die RaiBa-Vorstandschaft ein wenig zu piesacken…

The way to enlightenment

Unaware of the German way to tackle this problem, your approach would probably be to start working really hard to actually become the artist you claim to be. You know, put some old-fashioned effort into something, become an expert, then dedicate your life to it, try to reach beyond what others have reached for, fail at it, and fail at it over and over again, driving you into a severe alcoholism, then a drug habit that almost kills you, then outright madness that makes you obey the voices in your head telling you to cut off an ear, wrap it into tissue to give it to a prostitute, and finally taking you to the edge of suicide, because the very matter you dedicated your life to, has betrayed you, until finally, one day, in a time of greatest possible desperation, something else, something that has been hidden deep inside you, takes over, and suddenly every step you need to take is clearly laid out in front of your inner eye, and you walk the walk, ascending to a higher level of knowledge, forever shedding your limited comprehension of the world, leaving behind your entanglement in pretentious and shallow counter-culture kitsch, engrossing you with nothing but amused alienation from the activities and values that once mattered, because finally, life has turned you into a true artist.

Or, if that sounds too hard, attend a Tatort party.

Ich werde ein Berliner — 27. Tatort

In der Uni-Unterwelt

Die uulm ist streng logisch aufgebaut: Gebaeudekreuze mit je einem „Festpunkt“ pro Planquadrat, in Ost-West-Richtung aufsteigend numeriert und in Nord-Sued-Richtung mit aufsteigenden Buchstaben bezeichnet. Wer von N25 nach O27 will, muss also ein Planquadrat nach Sueden und zwei nach Osten (oder aber eins nach Osten, eins nach Sueden und noch eins nach Osten). Wenn man die Uni an den Haupteingaengen betritt, befindet man sich auf Niveau 2, quasi dem „Erdgeschoss“ — eins tiefer, auf Niveau 1, befindet sich beispielsweise das BECI-Buero, der Hochschulsport oder der Anlagenraum.

Wer sich normalerweise nur auf Niveau 2 bewegt, verirrt sich die ersten paar Male vermutlich auf Niveau 1. Gerade fuer die Erstis mutet das teilweise wie ein verwinkelter Keller an, nachdem grosse Teile nur indirekt mit Tageslicht versorgt werden.

Was aber viele nicht wissen: Es geht noch tiefer. Niveau 0 ist der „sagenumwobene“ Versorgungsteil der Universitaet, und stellenweise geht es sogar noch weiter in „negative“ Niveaus. Dort finden sich riesige Lueftungsturbinen, die durch noch riesigere Luftfilter Frischluft ansaugen, um sie anschliessend durch Schachtsysteme bis in die obersten Stockwerke zu pusten. In endlos lang wirkenden Versorgungsschaechten kann man an Fernwaermeleitungen entlang vom Suedeingang der Uni bis zur technischen Versorgungszentrale laufen — bestimmt 500 Meter weit, spaerlich beleuchtet und eng. Von dort aus sollen mittlerweile aufgelassene Versorgungswege bis zu den Unterkuenften und der Waescherei des Bundeswehrkrankenhauses fuehren, und andere Tunnel verlaufen bis zu Daimler.

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Vor mittlerweile gut fuenf Jahren hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, diese Unterwelt zu erkunden, und ich konnte es mir natuerlich nicht nehmen lassen, die Kamera mitzunehmen. Auf den Cisco-Switches der Klinik musste eine neue Firmware installiert werden, und so zogen wir ab 2100 Uhr los, um die in teilweise abstrus wirkenden Ecken abgestellten 19″-Regale zu suchen.

Unter der Klinik

Teilweise kam ich mir wie in einer Mischung aus Akte-X-Folge und Half-Life vor: Menschenleere Gaenge, nur ein einziges Mal kam ein anderer Mitarbeiter auf einem Fahrrad vorbeigeradelt. Hinter einer massiven Stahltuer der naechste leere, schnurgerade Gang, in dem auf Knopfdruck eine endlos scheinende Reihe von Leuchtstoffroehren losflackerte. Und zwischendrin die breiten Versorgungswege mit Schienen an der Decke, an denen entlang immer wieder einmal einer der staehlernen Kaesten entlangtransportiert wurde, in denen das Essen der Klinik angeliefert und regeneriert wird.

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Das war sowieso so eine Sache fuer sich: Den Schienenweg durfte man ja eigentlich gar nicht betreten, jedenfalls stand das ueberall auf Tafeln. Wenn man aber nun trotzdem in diesem Gang entlanglief und einem so ein „Transportzug“ begegnete, fuhr der bis auf etwa 10 Meter an einen heran und bremste dann. Solange ich im Weg der Kiste stand, um mir die Aufhaengung anzusehen, wartete sie, und ich bin versucht, hier „geduldig“ zu schreiben — sobald ich den Weg freimachte, fuhr sie langsam wieder an, um dann irgendwo ein paar Meter nach mir in einen anderen Schacht abzubiegen.

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Ein Gebaeudekreuz weiter gab es dann einen ganzen Bahnhof zu bestaunen, in dem die leeren Aufhaengungen ein- und wieder ausfuhren, durch verschiebbare Schienensegmente immer an die richtige Stelle gebracht.

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Die Bilder sind leider allesamt von damals, Dezember 2004 — ich hatte nie die Gelegenheit, neue zu machen. Dabei gaebe es so viel zu zeigen, angefangen von einem riesigen Sandkastenplan der kompletten Stadt Ulm ueber ostdeutsche Ampelmaennchenampeln bis hin zu den Lueftungsanlagen… Mal schauen, vielleicht ergibt sich ja irgendwann mal die Gelegenheit, eine Fotodokumentation anzufertigen. Und dann soll sich auch mal keiner mehr beschweren, dass man sich auf Niveau 1 so einfach verlaufen koenne 😉

Das Leben ist ein Spiel

Via fefe und mehrere Twitterlinks darauf aufmerksam geworden: Ein wunderschoener Vortrag namens „Is Your Life Just One Large RPG?“, in dem Jesse Schell einmal auf die vielen Spielformen eingeht, die relativ unerwartet ganz nach vorne gekommen sind — Wii, Guitar Hero, Farmville — und die mittlerweile schubkarrenweise Geld verdienen.

Noch interessanter sind aber die Implikationen, wenn das Spiel-Prinzip auf das ganze Leben ausgeweitet wird. Im Hybridauto ist eine Art Tamagotchi-Pflanze, der es umso besser geht, je energieeffizienter man faehrt, und natuerlich kann man dieses Prinzip immer weiter ausdehnen — bis in Sphaeren, die dann eher schon wieder erschreckend sind.

Aber, man stelle sich nur einmal das Konzept vor, Leute dafuer zu belohnen, wenn sie Nachrichten finden und veroeffentlichen. Wer irgendeine Meldung findet, aufbereitet und mit Freunden teilt, die diese Nachricht nuetzlich fanden und sich dafuer „bedanken“, bekommt einen Punkt. Wer eine Nachricht selber recherchiert und veroeffentlicht, bekommt einen grossen Batzen Punkte. Und fuer die kann man sich dann was kaufen — wenn man Premium Member ist. Hem hem.

Jaja, ich fabuliere wieder mal…

Liebeserklaerung

weloveulm.com / Ueber uns:

We love Ulm ist für uns mehr als nur ein popkulturelles Zitat. Es ist eine offensichtliche Liebeserklärung und doch noch so viel mehr. Es ist eine innere Haltung […]

Im Gegensatz zu den vielen „I love…“-Statements geht es bei uns um das Verbindende.Das «Wir» steht für die Vielen, die sich nicht mit provinzieller Lethargie abfinden wollen. Denn unsere Stadt Ulm ist viel weniger Provinz als vermutet.Beim Verlassen der vertrauten Wege, stößt man auf Ulms abseitigen Reichtum an Clubs, Parties, Konzerten, Radioshows, Künstlern, Kunstaktionen und Ausstellungen. „We love Ulm“ ist ein Perspektivwechsel. Es ermöglicht, zugleich Fan und Akteur, Sender und Empfänger, Produzent und Konsument zu sein.

Begreift unseren Aufruf als tiefe Wertschätzung für unsere »Little Big City« und ihre bunte und agile Kultur der Nebenstrecken.

Wir lieben Ulm!

sekundiert.

Auf die Fahrgaeste hoeren kann man aber auch nicht

Interessant: Nachdem sich ein Student bei der SWP ueber die stets ueberfuellten SWU-Busse zur Ulmer Wissenschaftsstadt beschwert hat, zeigt man sich dort so, als mache man alles, was in der eigenen Macht stehe, um ja alle Studenten zeitig befoerdern zu koennen. Tatsaechlich sieht die Lage so aus, dass in den Morgenstunden insbesondere zu Beginn des Wintersemesters trotz Fuenf-Minuten-Takts schon am Theater beinahe kein Zustieg mehr moeglich ist. Anfangs lag das auch daran, dass einige Studenten zu doof waren, eben auch die „Zwischenbusse“ zu verwenden, und sicherlich koennte man auch den doppelt so langen Weg ueber den neuen Eselsberg mit der Linie 5 nehmen. Trotzdem ist die Argumentation ein wenig scheinheilig.

Wer beispielsweise frueher aus der Neu- oder Oststadt zum und vom Eselsberg fahren wollte, konnte das mit der Linie 14 tun, die zwar nur stuendlich fuhr, einem aber den Umstieg am Theater ersparte. Seitdem die Linie 1 bis Ulm-Boefingen faehrt, gibt es die 14 aber nicht mehr — nach Argumentation der SWU brauche man die ja nicht mehr, da alle Boefinger nun ueber die Linie 1 und 3/5 zum Science Park fahren koennen. Sich nun darueber zu wundern, dass Studenten aus Mitte/Neustadt und der Oststadt nun auf einmal mit zur Ueberfuellung eben dieser Linien beitragen, zeugt nicht gerade von vorausschauendem Denken — erst recht nicht, da der damalige Semesterticketreferent meines Wissens durchaus auf dem Erhalt der Linie insistierte. Als Ersatz wird einem von der SWU die E-Linie ueber Boefingen in die Oststadt angeboten, mit deutlich weniger Fahrten und einem viel viel laengerem Weg, wenn man denn irgendwo in Richtung des Willy-Brandt-Platzes will.

Mit dem Auto zur Uni fahren zu wollen wird indes auch immer mehr zum Abenteuer. Seitdem das Parkhaus in der Helmholtzstrasse von der PBW bewirtschaftet wird, die dafuer natuerlich Parkgebuehren haben moechte, steht es groesstenteils leer — waehrend nebenan alle Schotterparkplaetze schon fruehmorgens zum bersten voll sind und wild an den Strassenraendern oder in den Gruenflaechen geparkt wird. Aehnlich sieht es an der Klinik aus, wobei diese sich nach Fertigstellung des Klinikneubaus sowieso auf noch viel haertere Parkplatzsituationen vorbereiten muss.

Im Endeffekt werden also all die Autofahrer mehr oder weniger dazu gedraengt, doch mit dem OePNV zur Uni zu fahren, was ja an sich nicht schlecht ist. Alle Studenten dann aber in vollkommen ueberfuellte Busse zu stecken, kann auch keine Loesung sein. Und es ist ja keinesfalls so, dass diese Situation nicht schon vor dem Gespraech mit der SWP bekannt gewesen waere.

Experimentalmusik zum Sonntag

Keine Ahnung, wie ich darauf gestossen bin, aber das Video ist nett: Wie man Klavier wie Philipp Glass spielt, gezeigt von Torley:

Die Improvisation zum Ende finde ich zwar stellenweise so gar nicht nach Glass klingend, aber gerade die Ton- und Harmoniefolgen am Anfang sind getroffen wie die Faust aufs Auge. Und wem Philipp Glass nichts sagt, dem kann mit dem Verweis auf diverse Soundtracks geholfen werden — oder er sehe sich einfach mal Koyaanisqatsi oder Powaqqatsi [Amazon] an.

Und wer dann noch nicht genug hat, der kann entweder Torleys restliche Videos ansehen, oder die Nachbarn mit Steve Reich begluecken 😉

rtmi! rtmi!

Viel zu tun: Gerade laeuft der Blockseminarteil von rtmi10, und morgen frueh muss ich 480 Pruefungsfragen so weit auswendig koennen, dass ich sie in Prosa beantworten kann. Und natuerlich feile ich gerade erst noch am Schluss meines Vortrags fuer morgen mittag.

Deswegen auch nur in aller Kuerze, wie mir das Forschungsseminar bisher gefaellt: Mega! Die Themen sind allesamt interessant, und unsere Betreuer haben quasi alles im Stil einer wissenschaftlichen Konferenz aufgezogen — inklusive Session-Chairs, Proceedings-Band fuer jeden Teilnehmer und sogar Namensschilder fuer alle „Speaker“ 🙂 Und wie ich das bisher auch auf jeder Konferenz mitbekommen habe, die ich selbst betreut habe, geraet der Zeitplan spaetestens ab dem zweiten Vortrag aus dem Ruder 😉

So, nun aber weiter Folien fertig bauen und lernen, was ein Z-Getriebe ist…

Ganz neu: Fernsehen!

Nachdem ich damals die CNN-Zentrale in Atlanta besucht hatte, schwirrte mir der Kopf vor lauter fixen Ideen. Die vielen Newsrooms mit ihrer Betriebsamkeit waren irgendwie ansteckend, und als ich auf den heissen Strassen einen der haesslichen Ami-Linienbusse sah, klickte es. Der Nachrichtenfix im Bus, das waere doch was. Kurz zuvor hatte man bei den SWU Doppelmonitore in einigen Bussen verbaut. Wenn man dort einfach eine Nachrichtenschleife wie die meines damaligen Lieblingssenders Euronews einbauen wuerde, mit groben Untertiteln und einem FM-Transmitter im Bus, so dass man auf Wunsch auch den Ton hoeren koennte… weitergesponnen wurde dann ein eigenes Lokalnachrichtenformat daraus, also etwa so wie bei RegioTV, nur nicht so amateurhaft, vielleicht sogar mit TU koproduziert…

Diese Idee hat mich dann tatsaechlich noch bestimmt vier Wochen verfolgt, und ich war schon ein wenig enttaeuscht, als sich die SWU irgendwann nach meiner Rueckkehr nach Ulm dazu entschlossen, „n-tv Der Tag“ als Slideshow einzubinden, was nur morgens aktualisiert wurde und abends inhaltlich schon wieder langweilte.

n-tv ist mittlerweile wieder von den Bildschirmen verschwunden, und es gibt hauptsaechlich veraltete Betriebsmeldungen und ein wenig Werbung im Bus zu lesen. Heute lese ich nun, dass die SWP auf den Zug^w Bus aufspringt und ein eigenes Nachrichtenformat in den Bussen auf die Beine stellt, mit ziemlich genau den Inhalten, die frueher von n-tv realisiert wurden. Plus, wie sich schoen zwischen den Zeilen lesen laesst, ordentlich Werbung. Meine Idee mit der immer wieder aktualisierten Nachrichtensendung greift wohl keiner mehr auf. Zugegebenermassen ist die aber auch schon von 2005 — mittlerweile holt man sich den Nachrichtenfix unterwegs schon lange nicht mehr von irgendwelchen zentralen „Nachrichtenanzeigestellen“, sondern per Netbook oder Mobiltelefon, UMTS und always-on sei Dank auch direkt auf die eigenen Interessen zugeschnitten. Die Monitore sind fuer mich jedenfalls inzwischen so interessant wie normales Fernsehen: Gar nicht mehr.