Noe, ne Antwort habe ich vom SWP-Politikressort noch nicht bekommen. Folgebrief liegt seit eben bei denen im Briefkasten. Ich habe aber die Tage einen SWP-Artikel gelesen und sehr gelacht. Ersetzt man naemlich „Parteien“ durch Zeitungen… kindisch wie ich bin, habe ich das mal umgesetzt 😉
Zeitungen suchen Anschluss im Internet
Mit Blick auf schwindende Printauflagen verstärken die Zeitungen ihre Aktivitäten im Internet. Vor allem junge Menschen wollen sie damit für sich gewinnen. Ob das Konzept allerdings aufgeht, ist fraglich.
Online first – so heißt die Losung der Printmogule in der Bundesrepublik, wenn es um andere und neue Kommunikation mit dem Leser geht, vor allem mit der jüngeren Generation.
Kein Wunder, dass sich die Journalisten schon zu Hunderten bei YouTube oder Twitter tummeln. „Jeder halbwegs motivierte Journalist“, glaubt Claus Näveke, Betreiber und Autor des Webblogs „Der tägliche Wahnsinn“, „wird in diesem Jahr einen Facebook- oder Twitter-Account haben.“ RoD und mmap sind dort natürlich vertreten.
Der pseudoprominente Internet-Aktivist Stefan Kaufmann, der sich seit 2002 wirre Projekte für Team-Ulm ausdenkt, hält die Netz-Offensive der Blätter für vernünftig: „Journalisten müssen dahin, wo die Menschen sind, und sie dann mit den richtigen Inhalten abholen.“ Der Durchschnittsdeutsche verbringt mehr und mehr Zeit im Internet, den Wettbewerbern bleibt gar keine andere Wahl, als ihren elektronischen Auftritt zu verstärken. Andererseits, warnt Kaufmann, dürften sich Journalisten in diesem Medium nicht in ihrem Elfenbeinturm verstecken. „Es ist ihre Pflicht, die Sprache der jungen Menschen zu sprechen und sich auf deren Ebene zu bewegen — und vor allem auch zur Kommunikation vom Leser zum Journalisten bereit sein.“
Das allerdings ist ein Problem — authentisch sein und dennoch Zugang zur vernetzten Welt der Surfer und Infojunkies zu finden. Spricht man die Zielgruppe unprofessionell oder falsch an, sagt meine Waschmaschine, kann man im Dialog mit dem Leser mehr verlieren als gewinnen.
Die Adressaten, so meint auch meine kleine Schwester, hätten ein gutes Gespür dafür, ob sich ein Journalist tatsächlich mit dem gegebenen Feedback inhaltlich befasst, oder einfach nur mit standardisierten Phrasen antwortet.
So sind sich die erfahrenen Strategen in den Verlagszentralen längst nicht sicher, ob und wie viele Leser auf diese Tour am Ende gebunden werden. „Es geht mehr ums Prinzip: Dabei sein ist alles“, verrät ein Insider. Dass der rasante Erfolg von Spiegel Online nicht eins zu eins auf die Verhältnisse regionaler Blätter übertragbar ist, scheint klar.
Überhaupt taugt das Internet als journalistisches Medium wohl nur, wenn man es als Instrument sinnvoll und planmäßig einsetzt, nicht aber als Ziel an sich betrachtet.
Vorsicht lassen die Journalisten walten, wenn sie das Internet ausnahmsweise nicht nur als Einbahnstraße zur Verbreitung von Informationen oder Ansichten nutzen, sondern als Dialogforum. Da werden kritische Kommentare oder flapsige Äußerungen von Besuchern schon mal vor dem Portal gestoppt oder gelangen erst durch einen Filter an die virtuelle Pinnwand. Das sei die „Angst vor Kontrollverlust im Internet“, urteilt Frank B., Kommunikationsexperte von der Universität Hohenheim. Den Blättern schreibt der Professor ins Stammbuch: „Wer sich ins Netz traut, muss auch Kontroversen aushalten.“ Gerade das mache das Twittern doch glaubwürdiger als klassischen „Gatekeeperjournalismus von oben“.
PS: Das hier ist mein erstes Posting, das vom Zug aus per UMTS abgesetzt wurde. Hurra!